Der abgebrochene Blog oder die Bestechung des Schicksals

Der (abgebrochene) Blog und sein Grundgerüst.

Immer wenn ich krank werde oder sonst ins Negative rutsche habe ich das Bedürfnis wem was Gutes zu tun. Da es offensichtlich nicht nur mir so geht ist diese Verhaltensweise ein Standbein vieler Religionen. Tausche Gutes gegen Gutes für mich. Ich gestehe es auch zu haben. Gläubig bin ich dabei aber ganz selten. Da real Gutes tun meistens nicht einfach ist tue ich es in der Fantasie. Und Fantasie wird bei mir seit einigen Jahren Blog.

Das Objekt meiner Guter Mensch Fantasie war eine Ärztin, welche plötzlich selber erkrankte. Meine Fantasie erfand dazu ein Burnout. Der Fahrplan war: Klavier-Gespräch <=> mittelalter Hunderüde aus dem Tierheim als Begleiter <=> Arbeitsbeziehung zu einer Landärztin <=> Mitarbeit und Übernahme deren Praxis (aus Altersgründen). Dazu habe ich mir vorgenommen, den Blog mit der Hand zu schreiben.

Ich lasse mich also Montag früh im Spital aufnehmen und habe neben üblichen Utensilien auch ausreichen Schreibzeug dabei. Hauptaufgabe: Abklärung meines Zustandes, z.B. Metastasen, um den Tumor im Rektum; Beschäftigungstherapie: Schreiben eines „ich tue Gutes“ Blog. Da erfahrungsgemäß eine Weile nichts geschieht beginne ich mit dem Schreiben. Das erste Hindernis ist meine Verdauung, welche mich zu mehreren Unterbrechungen zwingt. Dann kommt das Vampierchen, es könnte wirklich aus Draculas Heimat stammen, um mir Blut und einige Daten abzunehmen. Ich bitte die Dame hier um Entschuldigung für meine „literarische Formulierung“, sie ist ein ganz lieber Mitmensch und tüchtiger Arzt, welchen ich gerne und ohne Vorurteile an mich heran gelassen habe. Danach nehme ich meine Spitalswanderung auf, um mich zu Bewegen.

Ich habe das dereinst in einem Managerseminar gelernt. Wirklich seinen Meinung ändern kann man nur, wenn man auch seinen Standpunkt ändert und dazu braucht es Bewegung. Wenn sich der Körper nicht bewegt tut es der Geist auch nicht. Wir sind nun mal EINS. Und ich habe Einiges zu verdauen. Die medizinischen Möglichkeiten, wie es mit mir weiter gehen soll, sind allesamt unangenehm und einschneidend. Ich beweg mich also, das stabilisiert Kreislauf und Blutdruck und gibt das gute Gefühl zu leben, und versuche mich, mit den drohenden Veränderungen anzufreunden. Dann reißt die erste Wurzel meines Blogs, ich finde keinen Ort, um das Klaviergespräch hinein zu fantasieren. Und dann reißt auch noch die Hauptwurzel, ich entdecke die Ärztin, an welcher ich meine „Guter Mensch Fantasie“ aufhängen wollte, als in der Arbeit stehende und Visite machende Oberärztin.

Visite und persönlicher Nachlauf, Eva – die OA und ich. Die Details gehören nicht zum Thema. Jedoch muss ich noch ein wenig hospitalisiert bleiben.

Dann habe ich viel Zeit und nehme den Blog wieder auf. Aber was schreiben? Ich kann ohne Wurzeln meine Fantasie nicht zum Arbeiten bringen. Ich habe zwar unter dem Eindruck meiner Aufnahme das Nebenthema „wer ist drin und wer ist draußen“ eingebaut und mit einer Zoogeschichte auch untermauert. Allerdings fehlte mir der nötige Plot zu diesem Thema. Dazu kam die Sehnsucht nach Morpheus Mantel, aus Müdigkeit und dem Wunsch nach zeitweiliger Flucht aus der ganzen Situation. Also Blog abgebrochen, eine Seite Handschrift ist es geworden, und Zähne Putzen <-> Bett fein machen <-> Schlafen. Da ich mich viel bewegt hatte ging es tatsächlich zügig und gut.

Epilog

Ich habe Freund Franz ein Foto dieser Blogseite gesandt. Er las es und monierte viele Rebusse. Also habe diese Erklärung geschrieben, die ich für veröffentlich bar hielt und es auch tat.

Über schusterelf

Kaufmannsgehilfe in Pension. Gelernt die Kraftfahrt, ausgeübt die Datenverarbeitung. Hobbies: Kraftfahrzeuge; Klavier klimpern
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Eine Antwort zu Der abgebrochene Blog oder die Bestechung des Schicksals

  1. kumpfus schreibt:

    Ich habe gedacht, Du bist stationär schon zur Operation und war entsprechend beunruhigt. Wann kommst Du wieder nachhause?
    LG Franz

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